Grüne Banker – bequem und satt?

Vor ein paar Jahren wollte ich mit einem Geschäftspartner zusammen eine ganz neue Verbraucherschicht für die Umwelt gewinnen. Geld dafür wollten wir uns von grünen Banken leihen. Wir bekamen es schließlich aus dem Sparkassensektor. Ein Einblick in Bankengespräche und ein Plädoyer für gute Banker.

Grüner Sport

Unsere Geschäftsidee war einfach: mit einem Wechsel zu Ökostrom fördern Mitglieder ihren Sportverein mit 30 Euro pro Jahr. Für die meisten Sportvereine sind das immerhin jährlich rund 25% Mehreinnahmen. Und mit deren Wechsel zu regenerativen Energien leisten sie einen Beitrag zum Umweltschutz.

Grünes Geld

Damit passten wir genau in das Portefeuille grüner Banken wie etwa der GLS-Bank oder der Umweltbank. Jede dieser Organisationen finanziert heute Projekte im Bereich der Energiewende, kennt sich im Energiemarkt aus und kann daher unser Geschäftsmodell bewerten. Dabei ging ich nicht davon aus, dass wir tatsächlich einfach Geld bekommen würden. Zwar hatten wir ein rentables Geschäftsmodell und bereits einen guten Partner aus der Energiebranche. Aber ich rechnete fest mit ersten guten Gesprächen und darauf folgenden höflichen Absagen, weil das Risiko zu groß sei.

Mit einem Geldbedarf von 200.000 Euro waren wir als Firmenkunde ein kleiner Fisch. Da auch grüne Banken vergleichsweise kleine Institute sind, passten die Größenordnungen. Also nahmen wir Kontakt auf.

Satt von Subventionen

Bei der GLS-Bank wurden wir gebeten, einen Businessplan zu schicken. Zunächst ein wunderbar rollenkonformes, aber verständliches Verhalten: erst das nackte Zahlenspiel und dann das persönliche Rendezvous mit dem Bankberater. Auf 60 Seiten erklärten wir, wie wir den Energiemarkt mit einem neuen Kommunikations- und Förderkonzept bearbeiten wollen.

Wir führten in den nächsten Wochen immer wieder Telefonate, in denen einzelne Abschnitte des Businessplans diskutiert wurden, aber zu keinem Zeitpunkt ein vorbereiteter Bankberater präzise Fragen stellte. Ein Präsenztermin wäre sicher die einfachere Variante gewesen, wurde uns aber auch auf Nachfrage nicht gewährt. Schließlich traf die GLS-Bank die Aussage, dass sie sich in diesem Markt nicht auskennen würden. Zudem würden sie keinen neuen alternativen Energieanbieter indirekt mit finanzieren wollen. Es gäbe bereits genügend Anbieter. Sie sähen deshalb von einem Engagement ab.

Hier wundere ich mich noch heute kräftig, denn die GLS Bank baut selber Solaranlagen, gibt Stadtwerken Geld, finanziert den Anbau von Bio-Diesel und behauptet trotzdem keine Ahnung vom Energiemarkt zu haben. Darüber hinaus nimmt die Bank direkt Partei für die bereits etablierten regenerativen Energieanbieter. Sie erschwert damit den Eintritt neuer Spieler in den Energiemarkt  und vernachlässigt eines ihrer Kernanliegen, nämlich neue Verbraucherschichten über frische Ideen und Konzepte für Umweltschutz zu begeistern.

Eine zweite Bank, die wir kontaktierten, war die Umweltbank. Ein Mitarbeiter erklärte uns, dass lediglich Solar- und Windparks oder der Ökolandbau finanziert würden. Soll heißen, es werden nur Projekte finanziert, wo direkt staatliche Subventionen im Spiel sind. Die Umweltbank setzt also allein auf Finanzierungsvorhaben, bei denen unternehmerische Risiken durch staatliche Zuschüsse begrenzt werden.

Nun sind Banken gerade deswegen von großer wirtschaftlicher Relevanz, weil sie ein Kernproblem im Finanzierungskreislauf lösen. Sie bringen die unterschiedlichen Risikobereitschaften von Unternehmen und Kleinsparern in Einklang. In dem Augenblick, in dem dieser Mechanismus durch Subventionen außer Kraft gesetzt wird, ist die Bank bedeutungslos geworden.

Auch Triodos und die Ethikbank, die laut Werbebotschaften ideale Partner für uns gewesen wären, wollten und konnten uns nicht finanzieren. Sie arbeiten nicht mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau zusammen und konnten daher nur vergleichsweise teure Standardkredite bereitstellen.

Gepflegtes Image

Meinen wenig erbaulichen Erfahrungen als Firmenkunde stehen gänzlich andere Eindrücke auf Veranstaltungen gegenüber, auf denen ich grünen Bankern persönlich begegnete. Dort traf ich motivierte Marketingleiter und Vorstände, die sich damit beschäftigen, wie neue zivilgesellschaftliche Initiativen entstehen und wie diese durch Schenken, Leihen und Investieren möglichst gut zu begleiten wären. Ich hörte Mitarbeitern zu, die bereits als Azubis in grünen Banken begannen und auch heute immer noch begeistert davon erzählen.

Wie passt das zusammen? Warum hat uns nicht eine grüne Bank mehr als zehn Minuten Zeit eingeräumt? Woher kommt die interne Begeisterung von Mitarbeitern, wenn die Finanzierungspraxis dem anscheinend entgegensteht? Waren wir ein Einzelfall oder sind grüne Banken einfach ein weiterer Profiteur der Energiewende? Schreibt und kommentiert, wenn ihr das wisst, ich kann mir keinen Reim darauf machen. Denn es gibt Möglichkeiten der Finanzierung wie unser Beispiel zeigt.

Plädoyer: Chancen nutzen

Wir bekamen schließlich unseren Kredit bei einer Sparkasse. Ein Anruf, einen Präsenztermin und eine Menge Papierkram. Dabei ist auch die Sparkasse mehr als bemüht Risiken zu vermeiden. Sie arbeitet mit einer halbstaatlichen Bürgschaftsbank zusammen, die 70% des Kreditrisikos übernimmt. Zusätzlich bürgen wir persönlich mit dem anderthalbfachen der Kreditsumme. Das Geld an sich stammt aus Fördermitteln der KfW. Die Sparkasse hat also kaum unternehmerisches Risiko und keinen eigenen Mittelabfluss.

Diese Instrumente stehen grünen Banken genauso offen. Ich hätte mir gewünscht, dass sie genutzt worden wären. Denn grüne Banker kennen sich im Markt aus und könnten neben der Finanzierung mit gutem Rat zur Seite stehen. Vielleicht knüpften sie sogar Verbindungen zwischen den Projekten. Zumindest wären sie mir persönlich in ihrer Motivation viel näher als die regional verankerte klassische Sparkasse. Eine These, die ich vielleicht bei einer nächsten
Finanzierungsrunde überprüfen darf.



Die deutsche Leitkultur - ein nationalistisches Märchen

Schicksale statt Schlagzeilen