Pilot Leipzig

 Ziel und Zeitschiene des Projektes 

In zwei ausgewählten Kleinquartieren möchten wir eine Anzahl von 100 Pflegebedürftigen über ein gesteuertes und angeleitetes Nachbarschaftsnetzwerk unterstützen. Dieses Ziel wir über einen Projektzeitraum von 3 Jahren sukzessive erreichen. Dazu wollen wir voraussichtlich 300 bis 500 Nachbar:innen mobilisieren, die nachbarschaftliche Sorge-, Hauswirtschafts- und Grundpflegeleistungen erbringen. 

Unser Projektziel ist es nicht, die gesamte pflegerische Versorgung für diese Personengruppe zu übernehmen, sondern bestehende Pflegestrukturen so zu flankieren, dass professionelle Dienste sich auf anspruchsvolle pflegerische Tätigkeiten konzentrieren können. 

Wir möchten zeigen, dass wir mit der QuartierPflege den Fachkräftemangel so deutlich reduzieren können, dass deutschlandweit eine ausreichende  pflegerische Grundversorgung sichergestellt werden kann.

Wirkungen 

Aus der QuartierPflege sollten sich folgende Verbesserungen für unsere Zielgruppen ergeben:

  • Alternative, krisenfeste Betreuungsangebote, wenn ambulante Pflegedienste in 2030 oder früher nicht mehr verfügbar sind.

  • Durch den Fokus auf 1.000 bis 1.500 Wohneinheiten pro Quartier schaffen wir wohnortnahe Beratung, Begleitung und Koordinierung, also ein Fall-Management direkt vor Ort.

  • Die abgestimmte Teamarbeit von Nachbar:innen für Menschen mit Pflegebedarf führt zu Austausch und vertieften sozialen Beziehungen. Die soziale Teilhabe im Quartier erhöht sich deutlich und damit auch Austausch zwischen Menschen mit Pflegegrad und ohne.

  • Der direkte Einbezug der Wohnungsträger führt zu einer generationengerechten Infrastruktur, weil kleinräumliche Anpassungen im Quartier barrierefreie und natürliche Treffpunkte für Gemeinschaftsangebote werden.

  • Die Pflegegelder bieten ein enormes Potential, den Zusammenhalt vor Ort zu stärken. Ein wertschätzendes gesellschaftliches Umfeld und wachsendes Verständnis füreinander führen zu mehr Zeit, mehr Sorge, mehr Aufmerksamkeit durch bekannte Gesichter aus der Nachbarschaft.

Sie können ab jetzt mitmachen, sich interessieren und zu uns Kontakt aufnehmen: als Nachbar:innen, als Menschen mit Pflegebedarf, als Angehörige oder auch als Kooperationspartner:innen im Quartier.

Pilotierte Quartiere und Zugang zur Zielgruppe

Straße des 18. Oktober – Messemagistrale

Die ca. 1.600 durch die LWB verwalteten Wohnungen entlang der Str. des 18. Oktobers und einiger Nebenstraßen wurden komplett in Plattenbauweise der 70er Jahre in 11- und 16-geschossiger Bauweise errichtet und zu Ende der 90er Jahre umfassend saniert. Statistisch gesehen liegt das Wohngebiet im Ortsteil Süd-Ost, welcher insgesamt 14.300 Wohnungen umfasst.

Gebietsbeschreibung Ortsteil Schönefeld-Ost

Der Ortsteil Schönefeld-Ost ist geprägt durch die typischen Bebauungsstrukturen der 1960er und 1970er Jahre. 1.250 Wohnungen wurden im Zeitraum 1962 – 1965 vom Typ Q6 „Lübbenau“ in Großplattenbauweise errichtet. Ab 1974 entstanden auf einer ehemaligen Kleingartensiedlung insgesamt ca. 4.300 Wohnungen der WBS 70-Reihe sowie 5 Punkthochhäuser PH16. Der Ortsteil verfügt über große Grünflächen, die in öffentlich zugängliche Hofbereiche gegliedert sind.

Die Einbettung in den Sozialraum vor Ort findet zuvorderst über die dort etablierte Vereins- Sozialarbeits- und Pflegelandschaft statt. Derartige strategischen Partner*innen sind unser Kernzugang zur Zielgruppe. Die Wohnungsträger kennen darüber hinaus die baulichen Voraussetzungen in den Quartieren und sind der erste Ansprechpartner für bauliche Veränderungen etwa mit Blick auf Barrierefreiheit oder Belebung des öffentlichen Raumes.

Planungen

Wir sind in der Aufbauphase des Projektes. Für Außenstehende fühlt sich das an, als ob noch gar nichts passieren würde. Aber wir sind sehr geschäftig, den Teamaufbau voranzutreiben, ein gemeinsames Verständnis von QuartierPflege zwischen den Kooperationspartner:innen zu erarbeiten und die genaue Vorgehensweise im Projekt zu besprechen.

Dazu ein Beispiel: Wenn Sie als Nachbar(in) sich engagieren wollten, dann möchten Sie konkret Auskunft über Ihren Ansprechpartner, Ihren Stundenlohn, eine fachliche Begleitung oder über den Versicherungsschutz haben. Alles Fragen, die wir gerade klären müssen, weil wir nicht in klassischen ehrenamtlichen Strukturen denken.

Wissenschaftliche Begleitung

Mit der TU Chemnitz und der HTWK Leipzig arbeiten wir ebenfalls zusammen, um das Projekt wissenschaftlich zu flankieren. Dabei geht es uns sowohl um eine intensive Auseinandersetzung mit den Motiven und Bedürfnissen der betroffenen Personen als auch um (standardisierte) kleinräumliche bauliche Veränderungen in Kleinquartieren.

Lenkungskreis

Für dieses Projekt arbeiten wir mit ambulanten Diensten, den Kirchen und den Pflegekassen zusammen, um über eine koordinierte Ansprache und einheitliche Strukturen die Nachbarschaft zu gewinnen. Dies sind bislang die ABE Zuhause gGmbH, die AOK Plus für Thüringen und Sachsen und die Evangelischen Kirche Leipzig. Mit vielen weiteren Partner*innen sind wir im Gespräch.


Bauliche Veränderungen im Quartier

Soziale Teilhabe durch Architektur

© Ahrendt & Indlekofer | HTWK 2022

Gemeinsam mit der HTWK Leipzig entwickeln wir für die beiden Quartiere bauliche Anpassungen, um Areale für mehr Gemeinschaft und soziale Teilhabe zu schaffen.

Über neue Gemeinschaftsareale sollen sich die von uns angestoßenen Netzwerk-Effekte verstärken. Zudem können neue professionelle Dienstleistungsformate, etwa Gemeinschaftstermine für Frisöre, Kochen oder Fußpflege, vor Ort stattfinden.

Durch die Anpassungen in den Quartieren werden ganz neue Versorgungsstrukturen und Übergänge zwischen nachbarschaftlicher Pflege und professionellen Dienstleistern entstehen können - so unsere Vision.

Neue Konzepte durch Master-Studierende der HTWK

Wir haben gemeinsam mit der HTWK im Wintersemester 2021/2022 in einer Klasse von 25 Studierenden Konzepte erarbeitet wie wir die QuartierPflege unterstützen können.

Neun verschiedene Entwürfe sind erarbeitet worden, von denen wir einige hier ausschnittsweise präsentieren. Ziel ist es, innerhalb der nächsten ein, zwei Jahre erste Ideen umzusetzen.

Eine Arbeit präsentieren wir als vollständigen Entwurf, weil wir die universelle Anwendbarkeit auf alle Quartiere, die hohe Umsetzbarkeit und die Detailanalyse für unsere beiden Kleinquartiere sehr gut veranschaulicht sehen.

Gerne hier klicken oder auf Bild.

@ Härcher & Sander | HTWK 2022

©Choi & Kurth | HTWK 2022

© Ahrendt & Indlekofer | HTWK 2022