Übers Politiker-werden

„Ich will Politiker werden“ - ist selten ein unproblematischer Berufswunsch. Für alle Beteiligten. Denn Politik sollte nicht zum Selbstzweck werden.

Seien Sie auf der Hut vor jenen, die Politiker werden wollen. Nichts als wehleidiges Zähneknirschen kann dieser Berufswahl entspringen. Und es werden Ihre Zähne sein, die da knirschen, geschätzte Leser.

Wie der Förster, so der Politiker

Warum? Wir stoßen ein grobes Scheunentor auf und bestaunen einen Förster, der in hohen Stiefeln über einen Baustamm gebeugt zu uns spricht. Schnell wird uns klar, dieser Mann fällt gerne Bäume. Ein prüfender Blick in den Wald bestätigt diesen Eindruck, nur mehr Strauchschicht. Wir erkennen das Bäume fällen als Teil seiner Arbeit an und auch, dass der Enthusiasmus mit dem er diese zur Erde bringt, maßgeblich dazu geführt haben muss, dass ihm der Waldbezirk Vogelfeld-Borsheim überantwortet ist. Ebenfalls leuchtet uns ein, dass er Vogelfeld-Borsheim in einen Strauchbezirk umgestaltet hat. Ein Mann der gerne Bäume fällt, fällt Bäume.

Doch zur Försterei gehört weit mehr als zu Hacken und zu Sägen, findet der Förster auch nur darin sein Plaisir. Wir sehen ein: Der Förster ist für den Wald da, nicht der Wald für den Förster.

Politik ist nichts für Karrieristen

Ähnliches, gilt in der Politik. Politiker als geschlossenes Berufsbild zu begreifen, das ein Jeder mit reichlich Sitzfleisch ausüben könne, der nur fleißig in Kameras grient und deutlich spricht, ist absurd. Politik ist im gesunden Umgang, wie die Macht, nie mehr als ein Mittel und nur im Wahn ein Zweck. Sie ist ein Werkzeug mittels dessen sich Ideale und Moral in die Gesellschaft einbringen und die Welt gestalten lässt. Kein Thema bleibt von ihr unberührt, kein Stoff ist ihr fremd.

Titel: groß und meistens unsichtbar

Titel: groß und meistens unsichtbar

Der Mensch der nun sagt, er wolle Politiker werden, der macht das Werkzeug zum Zweck und verliert aus den Augen, dass es einzig dazu bestimmt ist Arbeit zu verrichten. Arbeit, die bei einem Politiker im Vordergrund stehen muss. Das Politiker sein an sich, sollte keinen Stellenwert einnehmen.

Für uns Wähler ist es demnach auch heikel einem Karrieristen, einem der Politiker werden will oder wollte, unsere Stimme zu geben, denn vertreten können wird er sie nicht. Nicht weil er schlechte Absichten verfolgt, sondern weil er seine eigenen verfolgt. Die Einsicht, es sei seine Aufgabe allgemeine, auf Ethik und Wissenschaft fußende Positionen zu verwirklichen, kann ihn nicht treffen. Er hat sich im Visier, ist er doch der Politiker, und rechnet den Erfolg den er hat, nicht den Postionen zu die er vertritt, sondern sich selbst. Diese Positionen entspringen dann entsprechend häufig seiner Gefühls- und Karrierewelt.

Wer also vorrangig Karriere machen will, der sollte in die Wirtschaft. Wer kann, obwohl er nicht will, was er muss, der sollte das politische Parkett nicht betreten.

 

Bildquelle: © Florian Kiel

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