Betreuungsdienste vs. Nachbarschaftshilfe

Abrechnung von Betreuungsdiensten ist neu

Aus den Sachleistungsansprüchen konnten bislang nur ambulante Pflegedienste bezahlt werden. Jetzt gilt das auch für sogenannte Betreuungsdienste, die sich auf Haushalt, Sorge und Begleitung sowie Beratung spezialisieren.

Die in der Grafik benannten Stundensätze sind zwischen Pflegeverbänden und der AOK Bayern ausgehandelt worden. Für zu Pflegende bedeutet dies, dass zusätzliche Haushaltshilfen jetzt nicht mehr nur aus den Pflegegeldern bezahlt werden können, sondern auch aus den höheren monatlichen Sätzen für Sachleistungen. Bis jetzt konnten alleinig ambulante Pflegedienste diese Leistungen abrechnen. Erweitert hat sich also der Anbieterkreis - nämlich um sogenannte Betreuungsdienste.

Da das eigentliche Problem der Fachkräftemangel ist, bleibt also ohnehin fraglich, was für Wirkungen diese Gesetzesänderung haben wird.

Titel: Neue Besen kehren gut © Florian Kiel

Titel: Neue Besen kehren gut © Florian Kiel

Stundensätze für Betreuungsdienste

Für die Finanzierung einer Nachbarschaftshilfe sind die Stundensätze 24 bis 33 Euro plus 4 bis 6 Euro Anfahrt so etwas wie Höchstgrenzen. Die Stundensätze aus Bayern sind quasi Leitplanken, an denen sich die zukünftigen Angebote von Betreuungsdiensten orientieren werden. In den ostdeutschen Ländern wird es vermutlich etwas günstiger werden, weil die Tarifentlohnung in diesen Bundesländern niedriger ist.

Bei Pflegegrad 2 mit 689 Euro Sachleistung sind das also maximal 19 bis 24 Stunden Betreuung monatlich, wenn man selber nichts dazuzahlen möchte oder kann. Benötigt man ebenfalls ambulante Pflege, kann man entsprechend weniger betreut werden.

Die Grafik zeigt verschiedene Stundensätze für Betreuungsleistungen, die von ambulanten Diensten über die Pflegekassen abgerechnet werden können. Das wichtige für uns im Quartier: Das kriegen wir auch hin über die Nachbarschaft und zwar günstiger: d…

Die Grafik zeigt verschiedene Stundensätze für Betreuungsleistungen, die von ambulanten Diensten über die Pflegekassen abgerechnet werden können. Das wichtige für uns im Quartier: Das kriegen wir auch hin über die Nachbarschaft und zwar günstiger: das bedeutet mehr Betreuungszeit für die zu Pflegenden und eine angemessene (entgeltliche) Wertschätzung für Nachbar:innen.

Strukturelle Vorteile in der QuartierPflege

Nehmen wir dagegen eine QuartierPflege, die für unregelmäßige ehrenamtliche Tätigkeiten eine kleine Aufwandsentschädigung von 5 Euro die Stunde zahlt, für durchgehende Hilfe im Haushalt 10 Euro die Stunde und für geschulte Tätigkeiten im Bereich Grundpflege 15 Euro, dann ergibt sich ein ganz anderes Bild. Nämlich mehr Betreuungszeit für die zu Pflegenden.

Wenn jeweils ein Drittel ehrenamtlich, haushälterisch und grundpflegerisch geholfen wird, ergibt sich ein durchschnittlicher Stundensatz von 10 Euro. Anfahrtskosten entfallen. Obendrauf kommen Kosten von zum Beispiel 5 Euro pro Stunde für die Organisation der Nachbarschaftshilfe - eine zentrale Koordinierung, Büro und so weiter. Wir kommen also auf einen Stundensatz von 15 Euro.

Das sind bei Pflegegrad 2 mit 689 Euro dann 46 Stunden anstatt 19 bis 24 Stunden gegenüber Betreuungsdiensten.

Was sich auf den ersten Blick nach billigen Nachbarschaftsarbeiter:innen anhört, stimmt aber so nicht. Schließlich wird in der Pflege nach Tarif aktuell 10,05 Euro bezahlt, der Mindestlohn in der Pflege beträgt 8,65 Euro. Die Differenz zu den Stundensätzen von 24 bis 33 Euro sind Betriebskosten.

Nachbarschaftshilfe Bremen

Beispiel Wohnungsgenossenschaft Fortschritt e.G. Döbeln