Essbarer Waldgarten

Ebenen eines Waldgartens

Die Bewirtschaftung einer Parzelle nach dem Vorbild des Waldgartens sieht eine Bepflanzung in drei horizontalen Ebenen (Baum-, Strauch- und Krautschicht), ergänzt durch rankende Pflanzen, vor.

Beispielsweise können direkt um den Stamm eines Apfelbaums Beinwell, Salomonsiegel und Gemüseampfer wachsen und im weiteren Radius niedrigere Pflanzen wie Zitronen- melisse, Minze und Rotklee, übergehend zu trittfesten Bodendeckern wie Weißklee, Walderdbeeren und Veilchen. Für rankende Pflanzen wie z. B. Minikiwi kann der Apfel- baum als Rankhilfe dienen.

Das regional zu erarbeitende Pflanzkonzept ist mit den Vorgaben aus den Rahmenkleingartenverordnungen der Länder und den jeweiligen Kleingartenordnungen der Vereine bezüglich der erlaubten Pflanzenarten und der Anordnung der Pflanzen abzugleichen.

Baumschicht

  • 3-4 Meter Höhe: Hasel, Holunder, Kirschpflaume, Mispel, Ölweide, Apfel etc.

  • 2-3 Meter Höhe: Felsenbirne Sauerkirsche, Zwergkastanie, Salzbusch etc.

Strauchschicht

  • 1-2 Meter Höhe: Aronia, Brombeere, Heckenkirsche, blaue Heidelbeere, Teefenchel etc.

  • 0,5-1 Meter Höhe: Gelbwurz, Akelei, Schnittlauch, Gemüseampfer, Rhababer, Spargel etc.

Krautschicht

  • bis 0,5 Meter Höhe: Echte Brunnenkresse, Fetthenne, Erdbeeren, Vogelmiere etc.

Rankschicht

  • Erdbirne, Kaukasischer Rank- spinat, Minikiwi, Wein, Yams, Kapuziner-Kresse etc.

Kriterien für die Pflanzenwahl

  • Einheimische Pflanzen werden bevorzugt, Wildpflanzen mit integriert

  • Insektenfreundlichkeit (durch Vielfalt an Pflanzen, Strukturreichtum und Wahl ein- heimischer Pflanzen/Wildpflanzen gegeben)

  • Pflanzen, die robust und einfach anzubauen sind werden bevorzugt

  • Ausreichende Winterhärte der mehrjährigen Pflanzen

  • Pflanzen, die sich zum Mulchen eignen (z. B. Beinwell, aber auch alle Laubbäume) und den Boden mit Stickstoff anreichern (z. B. Ölweide), mit ins System einplanen, um Nährstoffkreisläufe zu schließen und so längerfristig weniger Material von außen zuführen zu müssen

  • Essbare Pflanzen/Pflanzenteile sind (auch in größeren Mengen) roh essbar/geringer Zubereitungsaufwand

  • Vor allem in kleineren Parzellen werden ertragreiche Pflanzen bevorzugt

  • Struktur: Abgrenzungen, sonnige und schattige Ruhebereiche


Umsetzung im KGV Mockau-Mitte e.V. Leipzig

Gemeinschaftlich betreut & öffentlich zugänglich

Im KGV Mockau-Mitte ist eine weitgehend ungenutzte Fläche mithilfe der dortigen Pächter*innen im Rahmen der Gemeinschaftsstunden in einen multifunktionalen, gemeinschaftlich nutzbaren und öffentlich zugänglichen Mini-FoodForest umgewandelt worden.

Ziel war dabei, dass die Kleingärtner*innen die Fläche als ihren Ort für Austausch, informelles Lernen und gemeinsames Nutzen annehmen, indem sie den Waldgarten mit Unterstützung durch eine Projektleitung, eine Gärtnerin und die vereinsinterne Fachberaterin im Rahmen ihrer Gemeinschaftsstunden gemeinsam planen, anlegen und pflegen.

Verstetigung der Maßnahmen

Mittelfristig baut die Zielgruppe neues Wissen und Fertigkeiten auf, fühlt sich besser in die Vereinsstrukturen einbezogen und lässt durch den praktischen Austausch ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl entstehen. 

Zusammen mit der Kerngruppe aus Kleingärtner*innen, dem KGV-Vorstand, dem Projektleiter und der Fachberaterin sind monatliche Treffen umgesetzt worden, anschließend wurden die Ideen gemeinschaftlich ausgewertet und besprochen, auf Praktikabilität überprüft und ein Mehrheitsbeschluss gefasst. Die gewählten Ziele sind in der Gruppe geplant und anschließend im Rahmen der Gemeinschaftsstunden und darüber hinaus umgesetzt worden. Das auf der Gemeinschaftsfläche Erlernte und Erfahrene spiegelt sich auch auf den eigenen Parzellen und in anderen Lebensbereichen wieder. Die naturnahe Gestaltung des Waldgartens sowie der Know-how-Aufbau durch das gemeinschaftliche Projekte kann zu einem naturnahen Gestaltungsansatz in den eigenen Parzellen führen.

Nachhaltigkeit der Wirkungen

Eine mittelfristige Wirkung soll gewährleistet werden durch 

  • Training in Pflege der Gemeinschaftsfläche und Coaching im biologischen Gärtnern, Pflege und Nutzung von Dauerkulturen

  • Workshops rund um die Jungpflanzen-Anzucht im vereinseigenen Gewächshaus sowie Integration in die jährliche Pflanzenbörse

  • Integration von Nachbar*innen über acht kleine Mini-Beet-Parzellen

Auch auf gesellschaftlicher Ebene werden sich Wirkungen zeigen. Der gemeinsame MiniFoodForest ist (zu bestimmten Zeiten) öffentlich zugänglich und kann als Schaugarten besichtigt werden. Auch Workshops und Feste können für Externe offen sein. So können sich auch Menschen, die nicht zum KGV gehören, inspirieren lassen und im Sinne eines Kleingartenparks vom KGV als Fläche und Ort des Austausches und Lernens profitieren.

Das Vorhaben kann als Pilotprojekt beispielgebend sein und größere Veränderungen anstoßen, z.B. Kleingartenanlagen durch die Jungfplanzen-Anzucht mehr für Nachbar*innen zu öffnen oder Gemeinschaftsflächen in KGVs in Minibeete aufzuteilen, die separat verpachtet werden können.

Das Vorhaben hat darüber hinaus das Potential, gesellschaftliche Veränderungen zu initiieren, indem die Kleingärtner z.B. die Ideen von Gemeinschaft, gemeinsamer Nutzung („sharing is caring“), gemeinsamen Prozessen und Vernetzung in andere Lebensbereiche übertragen.


Arbeitsschritte im Mini-Foodforest

März & April 2023

  • Umfrage unter betroffenen Kleingärtner*innen, was sie sich für den Gemeinschaftsplatz wünschen

  • Gemeinsame Evaluierung der Umfrage und Abstimmung der Planungen mit dem Vorstand

  • Vorbereitung der Fläche (Bodenbearbeitung).

  • Monatliche Treffen der Projektgruppe

  • Entwicklung einer Pflanzenplanung

  • Planung von zukünftiger Anzucht von Jungpflanzen und Saftherstellung.

  • Erstellung einer Info-Tafel zur Präsentation des Waldgartens auf der Pflanzentauschbörse

Mai & Juni 2023

  • Stellung, Beladung und Abtransport eines Containers mit Bauholz der alten abgerissenen Holzlaube. Beräumung des kontaminierten Fundaments

  • Mahd des Waldgarten-Areals für die Vorstellung des Projektes für die Pflanzentauschbörse

  • Einkauf und Herrichtung der ersten beiden Mini-Hochbeete.

  • Beginn der Renovierung der Steinlaube (Putz abklopfen, Versiegelung, Anbringung von Dämmmaterial)

  • Vorbereitung der Baumscheiben (Ausstechen der Grasnarbe)

  • Antransport von Totholz und Steinen für das zukünftige „Totholz-Refugium“ für Insekten

Juli & August 2023

  • Bau eines Kräuterbeetes (Vorbereitung des Untergrundes, Aufschüttung mit gesiebter Komposterde, Umrandung mit Steinen)

  • Pflanzungen erster eigener Pflanzen (Himbeere, Hibiskus)

  • Errichtung weitere Hochbeete inklusive Befüllung mit Komposterde. Erste Arbeiten den Holzkonstruktionen für den Eingang des Waldgartens

  • Errichten des Fundamentes für das Gewächshaus

  • Mini-Hochbeete: die „Leipziger Tafel“ soll angesprochen werden, um Bedürftige zu vermitteln, welche sich jährlich etwa 15 Stunden im Waldgarten einbringen, dazu ihr Mini-Hochbeet bestellen und abernten

  • Fertigstellung einer Infotafel für das Projekt Waldgarten, inklusive Öffnungszeiten

  • Staudenpflanzen-Spende durch Mitglieder und deren Einpflanzung vor dem Erntedankfest

  • Bestellung von 10 Bäumen bei örtlicher Gärtnerei

  • Gewächshaus mit Pflanztisch ausstatten sowie Beetvorbereitung

September & Oktober 2023

  • Bäume abholen und pflanzen

  • Vorbereitung weiterer Pflanzinseln zur Bepflanzung mit Stauden aus den umliegenden Parzellen.

  • Umnutzung altes Fundament für eine Sitzecke

  • Errichtung eines Eingangsportals

  • Aufbau des Gewächshauses - das war ne halbe Doktorarbeit!

  • Sieben Pflanzinseln sind gemeinschaftlich von mehr als zwanzig Gartenfreunden bepflanzt worden

  • Pflastern der Sitzecken-Terrasse

  • Anstrich der Lauben-Tür und Fensterläden

  • Eröffnungszeremonie während des Erntedankfestes