Fallmanagement im Quartier

Zentrale Koordinierung

Wenn Nachbarschaftshilfe im Quartier in der Pflege wirksam werden soll, muss eine zentrale Koordinierung erfolgen. Ein relativ neues Berufsfeld für genau diesen Zweck ist Case-Management, also die Koordinierung und Begleitung im Einzelfall.

Case-Management bezieht sich dabei auf ganz unterschiedliche Bereiche. Etwa auf die Sozialstruktur, auf die Baustruktur, auf den Sozialraum und auch auf die umliegenden Netzwerke. Es ist eine Tätigkeit, die die Potentiale für Sorge & Pflege in einem Quartier zusammenführen soll.

Titel: Verwirrung auf kleinstem Raum ©Florian Kiel

Titel: Verwirrung auf kleinstem Raum ©Florian Kiel

Die Tätigkeit des Case Managers umfasst also ganz unterschiedliche Bereiche. Auf der Fallebene wird direkt am Patienten gearbeitet, aber auch sektorenübergreifend ergeben sich Aufgaben in der Koordination von Versorgungseinrichtungen und Netzwerken. Durch eine bessere Koordinierung und Organisation von Behandlungsleistungen, sollen Patientenbedarfe besser berücksichtigt werden und die komplizierten Prozesse rund um Sorge & Pflege für Angehörige und die Pflegebedürftigen handhabbarer werden.

Ursprung des Konzeptes

Über den Ursprung des Konzeptes, welches aus den USA stammt, darf man sich keine Illusionen machen. Früher hat die Krankenkasse nach Tagessätzen bezahlt, jetzt zahlt sie nach Fall. Das heißt für eine bestimmt Behandlung, wie etwa eine Bypass-Operation, gibt es einen festgelegten Betrag. Damit die Operation fürs Krankenhaus rentabel ist, bleiben die Patienten nur über einen bestimmten Zeitraum im Krankenhaus. Diese Aufgabe bzw. die Sicherstellung einer optimalen Verweildauer fällt dem Case-Management zu. Die optimale Verweildauer ist so lang, dass der Patient gut behandelt wird und das Krankenhaus trotzdem an der Behandlung verdient. Case-Manager haben folglich die (betriebswirtschaftliche) Gesamtsituation im Blick.

Titel: Dokumentation zum 2. Fachgespräch Sozial Zukunft Wohnquartier_2015 © Anja Bieber

Titel: Dokumentation zum 2. Fachgespräch Sozial Zukunft Wohnquartier_2015 © Anja Bieber

Anwendung auf die Genossenschaft und ihre Quartiere

Ein Fallmanagement in der Genossenschaft kann zu ganz entscheidenen Vorteilen für die Bewohner:innen führen. In einem überschaubaren Umfeld ist das Case-Management viel einfacher in der Lage die zentrale Koordinierung zu leisten.

Wo normalerweise pro Fall immer wieder völlig neue Ansprechpartner:innen eingebunden werden müssen, bietet die Genossenschaft ein stabileres Umfeld. Die Örtlichkeiten bleiben gleich. Somit können umliegende Ärzte, Apotheken, Friseure und andere Geschäfte dauerhaft eingebunden werden. Im Sozialraum gibt es in der Regel schon Aktivitäten seitens der Genossenschaft. Gerade die Bau -und Wohnungsgenossenschaft Halle-Merseburg e.G. hat ein sehr vielfältiges Sozialmanagement, was flankierend wirken kann. Auch auf die Baustruktur kann das Fall-Management Einfluss gewinnen, wenn es (un)mittelbar mit der Genossenschaftsverwaltung zusammen arbeitet. So können lokale Standards für pflegegerechte Wohnungen entwickelt werden, Bedürfnisse von pflegebedürftige Bewohner:innen können bei der baulichen Gestaltung des Quartiers gleich mitgedacht werden. Zudem gibt es in der Genossenschaft ohnehin informelle Netzwerke, also nachbarschaftliche Verbindungen, genauer Nachbarschaftshilfe im Hauseingang, auf die sich gut aufbauen lässt, wenn es um wirksame und dauerhafte Begleitung von Pflegebedürftigen geht. Um schlussendlich kann die Genossenschaft zu einer festen Kooperation mit umliegenden Pflegediensten kommen oder selbst einen Pflegedienst aufbauen, um die Strukturen vor Ort so gut wie möglich zu gestalten.

Aus ökonomischer Sicht lohnt sich ein Fallmanagement dann, wenn die Auslastung einer Wohnungsgenossenschaft steigt bzw. in einem schwierigen sozio-demographischen Situation auf einem guten Niveau gehalten werden kann.

Auszug aus dem 7. Altenbericht der Bundesregierung

Wie kann Nachbarschaftshilfe mehr als bisher leisten?