Punktuelle Qualifikationen im Zeitverlauf
Eine Kernthese ist, dass sich aus einem kleinen, punktuellen Engagement bei guten Rahmenbedingungen ein breiteres, intensiveres Interesse an Tätigkeiten entwickeln kann.
Eine zweite Grundüberzeugung ist, dass die Mehrzahl der Nachbar:innen sich zunächst im Rahmen von Alltagsbegleitung oder Hauswirtschaft engagieren wird. Erst später kommt dann gegebenenfalls Grundpflege hinzu.
Eine von uns gesetzte Bedingung für Engagement lautet: Nur Nachbar:innen, die für eine bestimmte Tätigkeit geschult sind, können diese ausführen. Andernfalls könnten wir das nötige Qualitätsniveau in der pflegerischen Grundversorgung nicht sichern.
Deswegen fokussieren wir uns auf Schulungseinheiten von 2 bis 3 Stunden für einzelne Tätigkeiten aus den Bereichen Alltagsbegleitung und Hauswirtschaft.
Ein Nachbar, der lediglich Einkaufshilfe leistet, wird maximal eine Schulung von 2 bis 3 Stunden akzeptieren. Eine Nachbarin die beim Duschen hilft wird 3 bis 5 Stunden Schulungsaufwand verstehen sowie eine Begleitung durch das Fall-Management bei den ersten Einsätzen begrüßen. Wird das Tätigkeitsfeld erweitert, kommen neue tätigkeitsbezogene Inhalte hinzu. Die Nachbar:innen ermutigen wir durch punktuelle Qualifikation, sich in der QuartierPflege nach und nach vermehrt zu engagieren.
Gleitender Übergang in die Grundpflege
Wir arbeiten mit Kleinquartieren, weil wir auf nachbarschaftliche Nähe und Vertrauensverhältnisse setzen. Wenn diese Grundvoraussetzungen geben sind, kann in der Nachbarschaft die Bereitschaft wachsen, in die Privatsphäre der zu Pflegenden einzutreten. Umgekehrt gilt das genauso für die zu Pflegenden.
Wir setzen systematisch darauf, dass über Alltagsbegleitung und Hauswirtschaft eine größere Nähe hergestellt wird und der gelegentliche Eintritt in die Privatsphäre mehr und mehr zur Gewohnheit wird.
Wenn Nachbarschaft über Jahre relativ stabil bleibt, ergeben sich ganz automatisch kleine Netzwerke, die sich zunächst im Alltag behilflich waren, Nähe aufgebaut haben und bei erhöhter Fragilität der zu Pflegenden eine Bereitschaft signalisieren können, grundpflegerische Tätigkeiten zu übernehmen.
Für diesen Prozess sind unsere etwas umfänglicheren Schulungseinheiten für Grundpflege gedacht, die zwischen 3 und 5 Stunden umfassen. Bei den ersten Tätigkeiten werden geschulte Nachbar:innen durch ein Fall-Management begleitet.
Die individuelle Einschätzung wieviele Nachbar:innen Bereitschaft für Grundpflege mitbringen spielt dabei keine Rolle. Jede Einzelperson, die Bereitschaft signalisiert, ist ein Gewinn für das Quartier und das mit relativ begrenztem zusätzlichen Aufwand.
Sukzessive kann Nachbarschaft weite Teile der pflegerischen Leistungskomplexe einschließlich Grundpflege übernehmen, so dass sich das Fachpersonal auf schwierige Aufgaben und Behandlungspflege konzentrieren kann.