Schulungskonzept QuartierPflege

Bildschirmfoto 2021-06-22 um 13.38.25.png
Bildschirmfoto 2021-06-22 um 13.38.46.png
Bildschirmfoto 2021-06-22 um 13.37.14.png
Bildschirmfoto 2021-06-22 um 13.36.51.png

Punktuelle Qualifikationen im Zeitverlauf

Eine Kernthese ist, dass sich aus einem kleinen, punktuellen Engagement bei guten Rahmenbedingungen ein breiteres, intensiveres Interesse an Tätigkeiten entwickeln kann.

Eine zweite Grundüberzeugung ist, dass die Mehrzahl der Nachbar:innen sich zunächst im Rahmen von Alltagsbegleitung oder Hauswirtschaft engagieren wird. Erst später kommt dann gegebenenfalls Grundpflege hinzu.

Eine von uns gesetzte Bedingung für Engagement lautet: Nur Nachbar:innen, die für eine bestimmte Tätigkeit geschult sind, können diese ausführen. Andernfalls könnten wir das nötige Qualitätsniveau in der pflegerischen Grundversorgung nicht sichern.

Deswegen fokussieren wir uns auf Schulungseinheiten von 2 bis 3 Stunden für einzelne Tätigkeiten aus den Bereichen Alltagsbegleitung und Hauswirtschaft.

Ein Nachbar, der lediglich Einkaufshilfe leistet, wird maximal eine Schulung von 2 bis 3 Stunden akzeptieren. Eine Nachbarin die beim Duschen hilft wird 3 bis 5 Stunden Schulungsaufwand verstehen sowie eine Begleitung durch das Fall-Management bei den ersten Einsätzen begrüßen. Wird das Tätigkeitsfeld erweitert, kommen neue tätigkeitsbezogene Inhalte hinzu. Die Nachbar:innen ermutigen wir durch punktuelle Qualifikation, sich in der QuartierPflege nach und nach vermehrt zu engagieren.

Gleitender Übergang in die Grundpflege

Wir arbeiten mit Kleinquartieren, weil wir auf nachbarschaftliche Nähe und Vertrauensverhältnisse setzen. Wenn diese Grundvoraussetzungen geben sind, kann in der Nachbarschaft die Bereitschaft wachsen, in die Privatsphäre der zu Pflegenden einzutreten. Umgekehrt gilt das genauso für die zu Pflegenden.

Wir setzen systematisch darauf, dass über Alltagsbegleitung und Hauswirtschaft eine größere Nähe hergestellt wird und der gelegentliche Eintritt in die Privatsphäre mehr und mehr zur Gewohnheit wird.

Wenn Nachbarschaft über Jahre relativ stabil bleibt, ergeben sich ganz automatisch kleine Netzwerke, die sich zunächst im Alltag behilflich waren, Nähe aufgebaut haben und bei erhöhter Fragilität der zu Pflegenden eine Bereitschaft signalisieren können, grundpflegerische Tätigkeiten zu übernehmen.

Für diesen Prozess sind unsere etwas umfänglicheren Schulungseinheiten für Grundpflege gedacht, die zwischen 3 und 5 Stunden umfassen. Bei den ersten Tätigkeiten werden geschulte Nachbar:innen durch ein Fall-Management begleitet.

Die individuelle Einschätzung wieviele Nachbar:innen Bereitschaft für Grundpflege mitbringen spielt dabei keine Rolle. Jede Einzelperson, die Bereitschaft signalisiert, ist ein Gewinn für das Quartier und das mit relativ begrenztem zusätzlichen Aufwand.

Sukzessive kann Nachbarschaft weite Teile der pflegerischen Leistungskomplexe einschließlich Grundpflege übernehmen, so dass sich das Fachpersonal auf schwierige Aufgaben und Behandlungspflege konzentrieren kann.

Wiederkehrende Inhalte

Kommunikation

Um mit einem pflegebedürftigen Menschen in den Austausch zu treten sind Grundregeln in der Kommunikation zu beachten. Dabei ist außerdem kultursensibel zu sprechen bzw. zu handeln. Es kann außerdem Sprachstörungen geben, eine Schwerhörigkeit vorliegen oder auch eine Seheinschränkung vorliegen, die ebenfalls einen besonderen kommunikativen Umgang erfordert. Auch Demenz kann ein Thema sein. Diese Basiszusammenhänge schulen wir grundsätzlich bei jeder Tätigkeit.

Krankheitsbilder

Wir berücksichtigen in jeder Schulung typische Krankheitsbilder, auf die tätigkeitsbezogen Bezug genommen wird. Das sind Demenz, Schwerhörigkeit, Bewegungseinschränkungen, Seheinschränkungen, psychische Krankheiten oder geistige Behinderung.

Gleichwohl hat das gleiche Krankheitsbild bei der Begleitung außer Haus andere Auswirkungen als bei der Nahrungsaufnahme. Deswegen wahren wir den Tätigkeitsbezug in den Schulungen auch in Bezug auf die Krankheitsbilder.

Das Fall-Management hat Kenntnis über Vorerkrankungen der zu pflegenden Person. Daher obliegt es diesem in Einzelfall Informationen zum Krankheitsbild bereitzustellen. Das sind Vermittlungsaufgaben, die auch außerhalb der Schulungen liegen können.

Unterschiedliche Formate

Unser Schulungsprogramm ist modular aufgebaut, weswegen wir vorbereitende Unterlagen versenden, in Präsenz (online oder offline) schulen und im Nachgang Testfragen stellen können. Insofern hat das örtliche Fall-Management viele Möglichkeiten der Vermittlung unserer Schulungsinhalte.

Orientiert an Leistungskomplexen

Die Inhalte ergeben sich aus den Leistungskomplexen der Pflegekassen für die Bereiche Hauswirtschaft, Fürsorge und Grundpflege - ausdrücklich keine Behandlungspflege. Insgesamt ergibt sich daraus ein Schulungsprogramm von 20 unterschiedlichen Tätigkeiten mit jeweils 2 bis 6 Stunden Schulungen.

Laufzeit des Projektes

Die Projektlaufzeit lag zwischen September 2019 und Juni 2021. Wir arbeiteten bei der Erstellung der Unterlagen mit einem ambulanten Pflegedienst zusammen. 

Ich kann Ihnen und den Menschen, die in diesem Projekt mitwirken, nur meine riesengroße Anerkennung dafür aussprechen, wie Sie nimmermüde Ihre Ziele verfolgen und sie etappenweise auch erreichen.
— Dr. Rainer Hartig - Genossenschaftsstiftung

Geschultes nachbarschaftliches Betätigungsfeld

Alltagsbegleitung

  • Begleitung außer Haus

  • Individuelle Beschäftigung

  • Mahlzeiten zubereiten und verzehren

  • Gedächtnistraining

  • Gruppenaktivitäten

  • Gymnastik

Hauswirtschaft

  • Fenster putzen

  • Wäsche

  • Beheizen und Lüften

  • Einkaufen

  • Wohnraum reinigen

  • Bettwäsche wechseln

  • Versorgung von Haustieren

Grundpflege

  • Mund- und Zahnpflege

  • An- und Ausziehen

  • Aufstehen und Zubettgehen

  • Mobilität in der Wohnung

  • Benutzen der Toilette

  • Körperwaschung

  • Duschen

Grundlagen

  • Kommunikation mit Pflegebedürftigen

  • Krankheitsbilder